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Scythe - die Hüter des Todes (Rezension)

 Inhalt

Die Menschheit hat alle Geheimnisse gelüftet und die Unsterblichkeit für sich entdeckt. Die Welt wird vom Thunderhead, einer KI mit Bewusstsein gesteuert. Einzig der endgültige Tod entzieht sich der Macht des Thunderheads.
Um einer Überbevölkerung entgegenzuwirken entschied man sich, das Scythetum zu gründen. Wenn ein Scythe einen Menschen nachliest, stirbt er endgültig und darf nicht wiederbelebt werden. 
Rowan und Citra tauchen ein in dieses Leben voller Regeln und Freiheiten, dieses Leben außerhalb der Gesellschaft, als Scythe Faraday sie als seine Lehrlinge nimmt. Ein erbitterter Wettstreit beginnt, nachdem entschieden wurde, das nur einer von beiden siegen kann und anschließend den anderen nachlesen muss.
Können die beiden sich selbst treu bleiben und lernen, ein ehrenwerter Scythe zu werden, wenn ein Damoklesschwert über ihnen schwebt?

Kritik

Es fällt schwer, dieses Buch in Worte zu fassen. Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt und wirkt doch so plump und einfach, das sie diesem Buch nicht gerecht wird. Das liegt vor allem daran, das es so viel nebensächliches gibt, das die Welt und die Geschichte bereichert.
Da ist zum Einen die Zukunftsvision, die uns der Autor vor Augen führt. Die Menschheit hat alles erreicht, was man nur erreichen kann und die Menschen dümpeln in ihrer Existenz vor sich hin, weil es keine wirklichen Errungenschaften mehr gibt. Es ist faszinierend und erschreckend, wie sich diese Ziellosigkeit auswirkt. Gleichzeitig hat der Autor genau die richtigen Erzählperspektiven gewählt. Zuerst lernt man Rowan und Citra in ihrem normalen, durchschnittlichen Leben kennen, um ein Gefühl für die Gesellschaft zu bekommen. Eine Gesellschaft, in der niemandem etwas fehlt, weil der Thunderhead jeden versorgt. Es klingt utopisch, bis Scythe Faraday seine Lehrlinge - und mit ihnen den Leser - dazu bringt, hinter die Fassade zu schauen. Denn die Vergänglichkeit macht den Menschen leidenschaftlicher, ehrgeiziger und gibt einem die Hoffnung auf die ewige Liebe. Etwas, was die Unsterblichkeit den Menschen genommen hat, da auch die stärkste Liebe wohl irgendwann erlöscht.
Umso interessanter ist das Scythetum. Gefangen zwischen den hohen Werten und der Moral der Gründer und den Wunsch nach Ruhm und Ehre einiger jüngerer Scythe scheint die Welt an einem Wendepunkt zu stehen. Auch wenn man sich früh für eine Seite entscheidet, ist es spannend, beide Seiten zu verfolgen und zu erfahren, wieso manche Dinge geschehen.
Gleichzeitig gelingt es dem Autor, immer wieder für neue Fragen beim Leser zu sorgen, sodass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Da stört es nicht mal, das es kein Cliffhanger-Ende gibt. Es ist eine nette Abwechslung und der beste Beweis, das eine gute Geschichte und eine faszinierende Welt eben keines Cliffhangers bedarf, um den Leser am Ball zu halten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Buches sind die philosophischen Fragen, die aufgeworfen werden. Man kann sie ignorieren und die Geschichte als solche genießen, aber wenn man offen dafür ist, beginnt man schon bald einiges zu hinterfragen. Und das nicht nur in der Welt des Buches. Vieles regt ein auch dazu an, Verbindungen zur Realität zu ziehen, Chancen und Risiken zu bedenken und sein eigenes Leben zu hinterfragen. Genau diese Ernsthaftigkeit macht das Buch umso besser und so passend für verschiedenste Altersgruppen. Zumal das Thema Tod sehr vielschichtig ist. Es gelingt dem Autor, die Thematik ernst genug zu nehmen, um niemandem auf die Füße zu treten und gleichzeitig dennoch eine spannende und real wirkende Geschichte zu erzählen. Und gerade auch die gefühlte Bedeutungslosigkeit des Todes in einer Welt der Unsterblichen ist, aus philosophischer Sicht, ein sehr interessanter Aspekt, den man hin und wieder hinterfragt. Denn nicht umsonst werden Scythe gleichermaßen verehrt wie gefürchtet.
Sehr ansprechend waren auch gerade die Tagebucheinträge der verschiedensten Scythe zum Ende eines jeden Kapitels. Nicht nur, hat man einen guten Eindruck über den Charakter der verschiedensten Figuren bekommen. Auch regt es einem zum Nachdenken an und gibt einem ein Gefühl davon, wie sich die Welt entwickelt hat, um dort anzukommen, wo das Buch spielt. Man hat das Gefühl, nichts wichtiges verpasst zu haben und genug zu wissen, um diese Welt zu begreifen und dadurch verliert man sich nur noch tiefer zwischen den Buchdeckeln.
Viele Wendungen sieht man nicht kommen, wodurch die Spannung nur umso mehr steigt. Auch gelingt es den Figuren, den Leser zu überraschen, indem sie eben nicht den einfachen oder offensichtlichen Weg gehen. Dadurch kann man gar nicht mehr aufhören, die Geschichte zu verschlingen, weil man sich ständig fragt, was der Autor sich als nächstes einfallen lassen hat.


Fazit

Ein unglaublich spannender und faszinierender Reihenauftakt, der einem eine Menge Stoff zum Nachdenken aufgibt. Band 2 wird definitiv folgen.



Autor: Neal Shusterman
Seiten: 528
Verlag: FISCHER Sauerländer

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